Was tun, wenn Zielvorstellungen nicht übereinstimmen?

Zieldivergenzen sollten nicht tabuisiert, sondern offen besprochen und ggf. auch dokumentiert werden. Einige Dokumentationshilfen und Fragebögen sehen getrennte oder zusätzliche Angaben von Rehabilitand, Behandler oder auch Angehörigen vor. Das folgende Praxisbeispiel wird in einer Fachklinik für Innere Medizin (Hämatologie, Onkologie, Nephrologie, Kardiologie) angewandt.

Abbildung 17: Gegenüberstellung der Sichtweise von Arzt und Rehabilitand

  Abbildung 17: Gegenüberstellung der Sichtweise von Arzt und Rehabilitand

Quelle: Deister-Süntel-Klinik, Bad Münder am Deister (Auszug)

Werden Zieldivergenzen deutlich, ist genau zu klären (ggf. in einem späteren Gespräch), hinsichtlich welcher Zielaspekte Uneinigkeit besteht, worauf sich mögliche Vorbehalte richten und warum. Oft beziehen sich Vorbehalte eher auf Maßnahmen und Methoden als auf das Ziel selbst.

Ein Beispiel: Ein Rehabilitand will seine Gehstrecke erweitern, hat aber Vorbehalte gegenüber Nordic Walking. Spazieren gehen mag er jedoch. Gibt es keine Alternative zur Methode der Wahl, könnte ein gemeinsames Ziel sein: „Methode X ausprobieren und Vorbehalte überprüfen“. Auch weiterführende Informationen über Maßnahmen können hilfreich sein.

Ergebnis des Zieledialogs sollte in jedem Fall die Einigung auf ein Teilziel oder auf ein übergeordnetes Ziel sein, das die Zustimmung aller Parteien findet, auch wenn Uneinigkeit über die Eignung der Maßnahmen bestehen bleibt.

Unabhängig vom Gegenstand des Zielkonfliktes sind die folgenden Schritte für den Umgang mit Vorbehalten hilfreich: 

  • Vorbehalt wahrnehmen und klären,
  • Patientenperspektive verstehen und ernst nehmen (s. Abb. 17),
  • Informationsstand abklären und ggf. verbessern,
  • eigene Perspektive darlegen,
  • positive Erwartungen erzeugen sowie
  • niedrige Handlungsschwellen und Entscheidungsspielräume schaffen.