Was bedeutet patientenorientierte Kommunikation?

Die QualitĂ€t der Kommunikation entscheidet darĂŒber, ob sich eine tragfĂ€hige Arbeitsbeziehung zwischen Behandler und Rehabilitand ergibt, ob sich der Rehabilitand angenommen und emotional unterstĂŒtzt fĂŒhlt, ob er sich aktiv an der Zielarbeit beteiligt und ob die richtigen Ziele und Maßnahmen ausgewĂ€hlt werden.

Die Patient-Behandler-Beziehung lÀsst sich anhand affektiver, struktureller und partizipativer Merkmale von Beziehungsgestaltung beschreiben (Bensing, 1991; Dibbelt et al., 2011).

Kasten 4: QualitÀtsmerkmale patientenorientierter Kommunikation

Affektive QualitÀt:

  • WertschĂ€tzung, Respekt, Stimmigkeit (KohĂ€renz) und Empathie
  • ZustĂ€ndigkeit und VerfĂŒgbarkeit
  • (Ungeteilte) Aufmerksamkeit 

Instrumentelle QualitÀt:

  • GesprĂ€che strukturieren und moderieren
  • zuverlĂ€ssige und vollstĂ€ndige Informationen geben und einholen
  • patientennahe Sprache
  • Abstimmung von Problem-Bereichen, -Definitionen und Lösungswegen

Partizipative QualitÀt:

  • Beteiligung von Rehabilitanden ermöglichen (z. B. Transparenz, offene  Fragen stellen, VerstĂ€ndnis absichern durch RĂŒckfragen)
  • flexible Abstimmung der Kommunikation auf BedĂŒrfnisse, Kompetenzen, Stile und PrĂ€ferenzen der Rehabilitanden
  • PrĂ€ferenzen klĂ€ren und eigenstĂ€ndige Entscheidungen unterstĂŒtzen
  • Motivierung und StĂ€rkung des Selbstmanagements
Quelle: Eigene Darstellung (nach Bensing, 1991; Dibbelt et. al. 2011)

FĂŒr die QualitĂ€t ihrer Interaktion sind sowohl Behandler als auch Rehabilitand verantwortlich, jedoch auf unterschiedliche Weise. Der Behandler als Experte bestimmt das Setting, fĂŒhrt und strukturiert das GesprĂ€ch. Der Rehabilitand ist dafĂŒr verantwortlich, seine Anliegen, Probleme und WĂŒnsche zu Ă€ußern sowie Informationen zu seiner Krankengeschichte zu geben. Der Behandler wiederum ist dafĂŒr verantwortlich, dass der Rehabilitand dies auch gut tun kann (s. WeiterfĂŒhrende Literatur des Moduls 3).

Im Kontext der Reha-Zielvereinbarung wird Teilhabe durch eine partizipative Interaktionsgestaltung gefördert, die dem Rehabilitanden erlaubt, das GesprĂ€ch aktiv mitzugestalten, seine Anliegen und Ziele einzubringen, ĂŒber den Weg der Zielerreichung mit zu entscheiden sowie fĂŒr die Erreichung der Ziele Verantwortung zu ĂŒbernehmen - analog zum Modell der Gemeinsamen Entscheidungsfindung (Elwyn et al., 2006; Simon et al., 2008). Voraussetzungen zur partizipativen Interaktionsgestaltung sind Transparenz (z. B. ĂŒber die Behandlung der Reha-Ziele im weiteren Verlauf) sowie ein angemessener Informationsstand ĂŒber die Erkrankung und Behandlung.

Im folgenden Kasten sind Elemente partizipativer GesprÀchsgestaltung zusammengestellt.

Kasten 5: Partizipative Gestaltung von GesprĂ€chen ĂŒber Reha-Ziele

1. Rehabilitanden eine aktive Rolle und Autonomie ermöglichen, z. B. durch

  • das Stellen (offener) Fragen,
  • ausreichende Redezeit,
  • das Schaffen von EntscheidungsspielrĂ€umen und
  • die UnterstĂŒtzung selbststĂ€ndiger Entscheidungen
    (z. B. durch Partizipative Entscheidungsfindung).

 2. Transparenz schaffen und informieren, z. B. durch:

  • ErlĂ€uterung von Ziel und Ablauf des GesprĂ€ches,
  • BegrĂŒndung der Reha-Zielvereinbarung und Ausblick auf das weitere  Vorgehen,
  • dosierte und verstĂ€ndlich dargestellte Informationen ĂŒber die Rehabilitation
    (z. B. grafisch) sowie
  • Verwendung einer patientennahen Sprache.

3. Absicherung des wechselseitigen VerstÀndnisses und der VollstÀndigkeit durch Formulierungen wie z. B.:

  • „Habe ich das richtig verstanden?“
  • „Kann ich das so notieren?“
  • „Sind alle Punkte, die Ihnen wichtig sind, genannt?“
Quelle: Eigene Darstellung

Außerdem kann die Beteiligung von Rehabilitanden durch entsprechende Dokumentationshilfen unterstĂŒtzt werden. Das nĂ€chste Praxisbeispiel verdeutlicht, wie die aktive Beteiligung von Rehabilitanden an der Zielarbeit durch entsprechende Dokumentation zu Beginn und wĂ€hrend der Rehabilitation unterstĂŒtzt werden kann.

Abbildung 11: Wiederholte Befragung des Rehabilitanden

Abbildung 11: Wiederholte Befragung des Rehabilitanden

Quelle: Fachklinikum Borkum, Borkum (Auszug; das vollstÀndige Dokument befindet sich in unter Praxisbeispiel 24)